15
Aug-2015

Hinfahrt und Nordalbanien

Unterwegs   /  
  • Theth Tal

    Auf dem Weg ins Tal. Berg hoch noch auf Asphalt, runter dann Piste.

  • Pisten

    So sah es meistens auf unserer Reise aus.

  • Strasse wo bist du?

    Manchmal musste die Strecke auch erst gebaut werden.

  • Dörfer in den Bergen

    Sehr schön angelegte Farmen entdecken wir immer auf unserem Weg.

  • Campen am Fluss

    Lagerfeuer hatten wir auch mal. Schöne Sache.

Es war eine schöne Reise durch Albanien. Wir haben viel erlebt und würden wohl jederzeit wieder gehen. Hier ein paar Eindrücke von unserem Trip. Die komplette Strecke seht ihr übrigens auf unserer Karte. Zusätzliche Fotos in der Galerie.

19.7. – 21.7.2015 Strecke machen

Wenn man vorhat durch Albanien zu fahren, muss man auch irgendwie dorthin kommen. Wir haben uns dafür entschieden, runter zu fahren und das möglichst direkt. Mit einer Ausnahme: treffen von Tembaine am Sonntagabend bei Lugano mit gemeinsamem Camp. Michael und Geraldine, welche wir bereits in Tunesien kennengelernt haben, wollten genau zur gleichen Zeit mit ihren Kindern auch nach Albanien und das erste Treffen wurde in Lugano geplant. Es reichte sogar für ein kurzes Stück Konvoifahren und funken :-) was doch einiges mehr Spass machte als alleine auf der Autobahn zu blochen. Nächster Tag war jedoch bereits wieder Aufwiedersehen angesagt. Tembaine ging auf die Fähre in Ancona. Wir fuhren nun östlich Richtung Slowenien und Kroatien.

Es war heiss. Fenster offen, Belüftung auf Vollgas aber das half in der Po-Ebene auch nichts mehr. Die Suppe lief, der Kühlschrank fiel immer mal wieder aus und wir wurden so langsam aber sicher in unser Alubox niedergegart. Naja, wir erreichten dennoch Slowenien. Noch nicht ganz durchgegart. Übrigens ein wunderschönes Land. Wir fuhren etwas Landstrasse, es war kühler und die Aussicht malerisch schön. Slowenien wir kommen gerne mal wieder für einen längeren Aufenthalt.

Nur einige Stunden später lag auch schon die Kroatische Grenze vor uns. Wir wurden an der Grenze ‚gefilzt‘. Naja, eine Person am Grenzposten hat wohl unseren Gannet interessant gefunden und wollte mal reinschauen. Als wir ihm unsere Destination verrieten schaute er uns nur ungläubig an, zeigte auf unsere Pässe und fragte: why? Nach einem kurzen Schwatz waren wir aber auch schon weiter. Wir entscheiden uns, nach einem kurzen Abschnitt Autobahn erneut auf die Landstrasse an der Küste zu wechseln und dort eine Camping-Möglichkeit zu suchen. Klappte auch soweit. Nur waren in Kroatien die Campingplätze schon recht ausgebucht. Wir hatten nochmals Glück. Die Person an der Rezeption liess sich überreden und wir durften eine Nacht, eingequetscht zwischen den Bäumen und Zelten, bleiben. Eine Abkühlung im Meer hatten wir uns nun mehr als verdient.

Der nächste Tag: Weiter ging es nun in den Süden. Kroatien werden wir vor allem dank der super ausgebauten Autobahn mit Viadukten in guter Erinnerung behalten. Und natürlich wegen dem restlichen Gargang. Die Hitze war weiterhin gross, langsam gewöhnten wir uns aber auch daran. Nach mehreren Stunden bei 100 km/h schafften wir es an die bosnische Grenze. Pässe und die Green Card (also die grüne Versicherungskarte – das muss man auch erst mal wissen, wenn man danach gefragt wird) wurden studiert. Dann kam Herr Berger. „Frontex. Grüäzi, isch das Fahrzüüg uf ihre Name iglöst?“ Nach einem kurzen Schweissausbruch (den man zum Glück nicht sah, da eh schon total verschwitzt) sagten wir ja und reichten die Fahrzeugpapiere nach. Weiter. Und unser Navi hatte auch seinen Plausch. Nach der Grenze fuhren wir etwa vier Kilometer in Bosnien nur um wieder nach Kroatien zu kommen, für weitere sechs Kilometer. Naja etwas Grenzerfahrung kann ja nicht schaden…

In Bosnien wurden die Strassenverhältnisse etwas schlechter. Oder lag es daran, dass wir über Landstrassen gefahren sind? Egal. Wir hatten ja Zeit. Und so viele Kilometer mussten wir auch nicht zurücklegen. Bald stand nämlich die montenegrinische Grenze an. In Montenegro suchten wir uns erneut einen Camping-Patz an der Küste – nachdem wir dem freundlichen Menschen an der Mautstation bis zur Polizeiankunft die Funktionsweise unserer Maxtrax erklärt hatten. Der Camping am Meer: Das letzte Mal Blick in die Weite des Ozeans (oder zur nächsten Insel) für eine ganze Weile. Ab hier fing der geplante Urlaub für uns eigentlich erst an. Im Camping hatten wir noch Internet, Ideal um noch ein paar Dinge zu testen. Und siehe da. Die Satelitennachrichten funktinierten noch nicht ganz so wie wir es uns erhofft hatten. Also die Nachrichten schon, die Integration auf unseren Blog noch nicht so toll. Nach etwas Gebastel an der Internetseite waren wir aber dann auch zufrieden und konnten uns auf den Beginn unserer Ferien freuen.

22.7.2015 Schwierige Einfahrt nach Albanien

Der Plan für die Einfahrt nach Albanien wäre eigentlich gewesen: fahren nach Virpazar und die Landstrasse entlang des Sees in Richtung Shkodër. Ging jedoch nicht. Die Brücke in Virpazar war gerade im Umbau und nur für Fahrzeuge bis zu zwei Metern offen. Wir waren zu hoch. Alternativplan wurde, da wir nicht gerne zurück fahren: der andere Weg um den See. Dies war auf alle Fälle die falsche Entscheidung. Nur einige Kilometer weiter blieben wir in einem sehr mühsamen Stau stecken. Es wurde wieder heiss und ohne den Fahrtwind fast unerträglich. Garzeit. Letztlich hat uns der Stau sicher zwei Stunden gekostet. Und es wurde bald Mittag und wir waren noch immer nicht in Albanien. Langsam machte sich der Frust breit. Half nichts. Statt frustriert zu sein (bleiben) legten wir einen kurzen Stopp (noch immer in Montenegro) in einem Gartenshop ein: perfekt, um die Idee mit der Dusche noch zu verwirklichen. Schlussendlich beschäftigten wir fünf Montenegriner über eine Viertelstunde mit unserem Projekt: Vormals Schweizer Militär-Sack (20 Liter), dann Schweizer Militär-Sack (immer noch 20 Liter aber mit Duschvorrichtung). Die 16 Euro haben sich auf alle Fälle gelohnt :-) und die Dusche hat uns einige Male in Albanien gute Dienste erwiesen. Aber nun ab nach Albanien! Nein, doch nicht. An der albanischen Grenze verloren wir nochmals fast zwei Stunden. Warten war angesagt und alles Drängeln half nur wenig.

Schliesslich dann doch die Erlösung. Endlich am Ziel. Und der Tag war noch nicht vorbei, also ging es direkt in die erste Offroad-Strecke rein: ins Theth-Tal. Eine überaus schöne Fahrt. Auf einer geteerten Strasse hoch und dann Piste wieder runter. Im Tal suchten wir noch einen Camping – da hatten wir ja noch keine Ahnung, dass man in Albanien überall halten und schlafen durfte. Fündig wurden wir bei einem Schulhaus, die Wiese davor war offiziell ein Camping. Naja, ging für die Nacht. Wasservorräte konnten wir auch wieder auffrischen.

23.07. – 25.07.2015 Der Norden

Ab jetzt war definitiv Offroad angesagt. Die sehr holprige Piste führte uns entlang eines malerischen Flusses runter nach Shkodër. Das kapierte auch Heiko, nachdem er nach seiner Flussdurchquering von Österreichern darauf angesprochen wurde:

Fahrt ihr nach Shkodër?

Antwort:

Sieht das aus wie ein Skoda?

Ach nein, die Stadt hiess so. Ja, da fuhren wir hin. Echt eine tolle Fahrt und ziemlich lange. Ab hier wurde eigentlich „Berg hoch“, „Berg wieder runter“ zu unserem Dauerprogramm. Wasser fanden wir immer zu Genüge. Entweder aus den Flüssen (für die Dusche) oder dann Trinkwasser aus Brunnen. Wie waren übrigens in ganz Albanien sehr schön ausgebaut. Irgendwo stand immer mal wieder eine Quelle mit frischem Trinkwasser, eingebaut in eine Art Minikapelle.

In Shkodër, oder kurz danach, beschäftigten wir noch vermutlich den halben albanischen Staat mit dem Kauf einer Sim-Karte. Gerechnet hatten wir mit einem kurzen Stopp. Daraus wurde dann aber doch ein längerer Aufenthalt. Es hat sich aber gelohnt. Das erfreuliche Resultat: Für zehn Euro, zwei Giga Datenvolumen, 300 Minuten Gespräche in die Schweiz und 1000 Gesprächsminuten in Albanien – alles inklusive SIM. Die Daten wollten wir haben, die Gesprächsminuten nützten uns mangels albanischer Kontakte herzlich wenig.

Die erste Nacht in der „Wildnis“ – also nicht auf dem Camping – verbrachten wir in der Nähe von Gomsiqe e Epërme. Naja, es war halt plötzlich wieder spät und wir wollten nicht länger als sieben Uhr fahren. Deadline war also 19 Uhr und bis dahin mussten wir ein Plätzchen gefunden haben. Wir fanden eines, dass wir liebevoll „Die Autobahnausfahrt“ tauften. Ganz so schlimm war es nicht und es war auch keine Autobahn. Trotzdem: in einer Serpentine gerade weiter und dann Halt. Das war nicht so schlecht, weil wir etwas geschützt von Blicken waren. Das war dann doch schlecht weil: Bei einem Bremsversagen von einem Laster wären wir wohl ziemlich platt gewesen. Wir überlebten. Frühstück gab es in Kçirë. Oder zumindest einen Kaffee und etwas trockenes Brot aus dem Geschäft gegenüber. Wir holten das ausgiebige Frühstück am späteren Morgen noch nach. Mit Fleisch, griechischem Salat und Pommes. So gegen zehn Uhr, denn die Bestellung war eher ein Versehen. Achja, Tagwach war bei uns immer irgendwann um sieben. Also früh los.

Danach war die nächste Offroad-Schlaufe angesagt jedoch blieben wir gleich bei der Einfahrt stecken. Zwei Bagger waren gerade dabei, die Strecke wieder fahrtüchtig zu machen. Da hatte wohl ein kleiner Steinschlag die Piste beschädigt. Die Arbeiter waren jedoch sehr rücksichtsvoll. Und planierten die Stelle kurzerhand etwas, damit ein Defender durch konnte. Und ab ging es den Berg hinauf. Die Piste war sehr gut, die Landschaft eigentlich schön jedoch durch den Bergbau stark belastet. Auch fuhren wir an mehreren stillgelegten Bergwerken vorbei, wo die Häuser als Ruinen zurückgelassen wurden. Der kleine Bach war unterhalb des Bergbaus ganz verdreckt, oben aber klar und schön erfrischend. Hier nahmen wir ein kurzes Bad in einem kleinen Becken, das wir uns mit Kaulquappen teilen mussten. Doch wo es Kaulquappen hat, ist der Bach wohl nicht ganz verdreckt. Nach einem Einkauf und Geldabheben in Fushë-Arrëz, fanden wir auf der Strecke nach Mezi eine Möglichkeit, uns in einem Wald etwas ab von der Piste und der Sichtweite von allen zu verschlaufen. Naja, ein sonderlich guten Job hatten wir auch da nicht gemacht. Plötzlich zog eine Ziegenherde unweit an uns vorbei. Der Junge, der die Tiere antrieb, hatte uns sicher gesehen und war etwas später auch schon mit seinen Geschwistern zurück. „Hello?“ rief es plötzlich aus dem Wald. Wir standen anscheinend nur wenige hundert Meter von ihrem daheim entfernt und wurden nun mehrmals besucht und interessiert beäugt. Auch ihre beiden Kühe wurden uns am nächsten Morgen noch vorgestellt :-).

Am nächsten Morgen ging es nicht allzu früh weiter. Auf der geteerten Strasse konnte wir recht schnell Strecke machen. Diese ging vorbei an vielen kleinen Farmen mit vielen sehr säuberlich gepflegten Feldern. Bis hin zum Stausee. Danach eine kurze Kaffeepause und wieder geteerte Strecke zurück. Mittagspause machten wir in einem Seerestaurant. Sehr lecker. Von da ging es wieder auf der Piste weiter bis in die Nacht. Eigentlich wollten wir um 16 Uhr Schluss machen. Doch der vielversprechende Bio-Camping war eher ein Flop, also sind wir wieder bis 19 Uhr weitergefahren. Zum Glück. Wir standen am Fluss und wollten unser Zelt aufbauen. Nach dem Bier. Die Flussüberquerung wollten wir uns für den nächsten Tag aufheben. Doch dann kam ein Hirte, voran sein Esel. Dieser lief über eine seichte Stelle des Flusses, die Ziegen hinterher. Der Hirte erklärte uns danach mit seinen bescheidenen Englischkenntnissen, dass es mitten im Fluss viel schöner war. Ein anderer, spezieller Dialog:

My name is Germany, England, Italy.

Ok.

My name is Swiss.

Nachdem auch das geklärt war, fuhren wir in die Flussmitte auf das Kiesbett und schlugen da am Feuer unser Zelt auf. Ein geniales Plätzchen.

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